Interview mit Andrea Pfenninger vom Geissehof Bäretswil

baumerziitigRedaktion Baumerziitig

Wie lange sind Sie schon am Baumer (Herbst-) Märt dabei?

Mit der Gründung des Baumer Püürinnemärt im Jahr 2014 sind wir am Frühlingsmarkt gleichen Jahres mit einem gemeinschaftlichen Mietstand der Gemeinde gestartet. Im Laufe der Jahre haben wir uns dann weiter entwickelt und haben mit wachsendem Sortiment mit eigenen Ständen teilgenommen. Mein eigener Marktstand auf dem «Rapid Spez» war dabei für die Besucher stets ein willkommener «Hingucker». Seit 2023 habe ich einen neuen Verkaufsstand, der wesentlich mehr Platz und Komfort bietet, trotzdem traure ich meinem «rustikalen Schmuckstück» immer noch mit etwas Wehmut nach.

Stellen Sie Ihre Waren auch an anderen Märkten aus?

Ich betreibe mit meinen Marktkollegen jedes Jahr von der Woche nach dem Baumer Frühlingsmarkt bis jeweils Ende Oktober allwöchentlich freitagnachmittags den «Baumer Wuchemärt» vor dem ehemaligen alten Landi beim Bahnübergang Richtung Sternenberg in Bauma. Für weitere Märkte bleibt mir nebst den anderen Kunden, die ich beliefern darf (Marktfahrer von anderen Wochenmärkten, Marktschwärmerei Uster, Hofläden, Restaurants), nicht genügend Zeit und es fehlt mir als Mikro-Hofkäserei auch an Kapazität, um noch mehr Produkte produzieren zu können.

Die Kundschaft am Wuchemärt lässt sich mit der Kundschaft am Baumer Frühlings- oder Herbstmarkt nicht ganz vergleichen, es sei denn, es sind unsere Stammkunden vom Wuchemärt, die uns im Dorf vorne aufsuchen.

Am Wuchemärt haben wir eine sehr treue Stammkundschaft, die die lokalen und saisonalen Produkte von uns schätzt. Man kennt sich (Bauma ist eben wirklich noch ein Dorf und das ist schön!), man verabredet sich bei gutem Wetter auf einen Schwatz im Märtkafi und geniesst eine von Rafaelas Köstlichkeiten oder ein Glacé von Beat. Wir werden bei jedem Wetter vom Frühling bis Ende Saison fleissig besucht und erfreuen uns grossen Zulaufs, nicht nur aus Bauma.

Am Frühlings- und Herbstmarkt geht es den Besuchern, anders als am Wuchemärt, nicht primär ums Einkaufen. es ist eine Mischung aus Stände besuchen, weil man wirklich etwas kaufen möchte, das es nur am Baumer Markt gibt, und Freunde und Bekannte aus dem Dorf auf einen Schwatz treffen. 

Rentiert sich das Marktleben eigentlich noch? 

Wenn wir mit unseren Produkten nur an solchen Warenmärkten teilnehmen würden, rentierte sich die Teilnahme für uns Produzenten eher nicht. Wir merken das vom Umsatz her immer deutlich im Vergleich zu unserem Wuchemärt. Trotzdem möchten wir unseren Freitagskunden die Möglichkeit bieten, wie gewohnt ihre Produkte einkaufen zu können. Und gleichzeitig ist es für uns auch eine schöne Gelegenheit, unsere Produkte einem grösseren Publikum zu präsentieren. Wir sehen die Teilnahme als eine Art Mischrechnung aus rentablem Verkauf und Werbeauftritt an. Jedenfalls ergeben sich immer sehr schöne Begegnungen und neue Bekanntschaften, die uns dann in der Folge auch wieder treue Kunden am Wuchemärt bringen.

Was schätzen Sie besonders am Baumer (Herbst-) Markt? Haben Sie z. B. bleibende Erlebnisse?

Wie eingangs schon erwähnt, ist der Baumer Märt in seiner Art weit herum wohl einzigartig, weil er nicht so gross ist wie z. B. der Siebner oder der Kaltbrunner Märt und ein echtes Dorf-Event darstellt. Überschaubar, man weiss ziemlich genau, was man wo findet und für die Dorfbevölkerung ist es DER Treffpunkt. Am Freitag treffen sich die Handwerker am Grillstand zum «schnellen Zmittag». Die Kinder verputzen ihre Märtbatzen für Tütschibahn und Knallfrösche und geniessen den freien Schultag am Freitag. Man nutzt die kulinarischen Angebote und «frisst» sich quasi quer durch den Märt . . . Und nicht zu vergessen – es ist auch ein bisschen «Schaulaufen» dabei. Da mag es noch so kalt sein, man trägt kurze Röcke oder Shorts und ärmellose Shirts, um das neueste Tattoo vorzuführen, die Teenies putzen sich heraus und gehen zig mal kichernd durch dieselben Gassen, um zu sehen, ob die Jungs ihnen auch wirklich nachschauen. Für uns immer köstlich zu beobachten! Und meist am Samstag, gegen Abend, schlendern dann auch aufgebrezelte «ältere Semester» noch durch die Gassen und dann weiss man – aha, Klassenzusammenkunft. Eine alte Tradition der Baumer, dass man diese Klassentreffen auf ein Märtdatum legt. Leider ist die Tradition des landwirtschaftlichen Teils am Freitag sehr zurückgegangen. Es gibt kein Vieh mehr und kaum ein Händler mit Zubehör für die Landwirtschaft verirrt sich noch nach Bauma. Das war vor gut 30 Jahren, als ich vom Zürisee ins Oberland zügelte und den Markt regelmässig besuchte, schon noch ganz anders. Damals hätte ich mir aber nie träumen lassen, selbst einmal hinter dem Stand zu stehen . . .

Auch wenn es mit der Vorbereitung und dem Markt selbst jeweils lange Tage und sehr kurze Nächte gibt, freue ich mich jeden Frühling und jeden Herbst auf den Märt. Auf die fröhliche Atmosphäre (hat der Marktchef auch in der Pandemiezeit prima gemeistert und aufrecht erhalten!), den Lärm und die lustigen Begebenheiten, die wir hinter dem Stand stehend beobachten können. Und auf ein «Grick» an der Metzgete in der Schwendi . . . Auch das ist ein Teil meiner «Märttradition».

Andrea Pfenninger, Geissehof Bäretswil