Was ist der «NextStep»? Die Beratungsstelle unterstützt junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Roni Fruman leitet sie seit über einem Jahr im Bezirk Pfäffikon. Flexible Sprechstunden und Beratung zu Zukunftsfragen gehören zum Angebot.
Roni Fruman, das Pilotprojekt Beratungsstelle Junge Erwachsene ist nun schon seit November 2023 im Gange. Wie hat sich das Projekt in der Zwischenzeit entwickelt?
Mit über 50 Klient:innen lag der Fokus auf Lehrabbrüchen und teils zerstrittenen Familien. Die Unterstützung stellt eine Beziehung her, die das eigene Selbstbild als wertvolle Person mit viel Potenzial stärkt. Die Hilfe bei der Job- und Lehrstellensuche sowie die Aufklärung über innere Stressoren und Belastungen können den Erwartungsdruck und die Frustration mindern. Stattdessen werden gemeinsam praktische und umsetzbare Pläne erarbeitet.
Es gab einige Fälle, in denen eine KESB-Massnahme in Form einer Beistandschaft vermieden werden konnte. Die Betroffenen lernten dabei, selbstständig zu handeln. In manchen Fällen musste jedoch gemeinsam mit der IV oder der Gemeinde ein betreutes Wohnangebot organisiert werden. In anderen Fällen konnte durch Arbeit eine Beendigung der Sozialhilfe erreicht werden.
Die Stelle ist inzwischen besser vernetzt und etwas bekannter geworden. Dennoch gibt es Potenzial für eine engere Zusammenarbeit mit den Gemeinden, und die Kapazitäten zur Fallaufnahme sind noch nicht ausgeschöpft. Mögliche weitere Unterstützungsbereiche könnten die Wohnungssuche oder präventive Interventionen sein, bevor eine Situation untragbar wird.
Nur wenige Fälle betreffen Konsumverhalten oder Abhängigkeit – von Gaming bis hin zu Drogen. Doch die jungen Erwachsenen, die freiwillig Unterstützung suchen oder bereit sind, erste Schritte in Richtung mehr Kontrolle über ihr Leben zu unternehmen, haben oft bereits Leidensdruck und Fehlversuche erlebt. Dadurch sind sie meist fokussierter und haben eine klarere Vorstellung davon, was sie verändern möchten.
Wie sieht das Angebot der Beratungsstelle konkret aus und an wen richtet es sich? Und kostet die Beratung etwas?
Wie auf der Webseite ersichtlich, richtet sich das Angebot an junge Erwachsene aus dem Bezirk Pfäffikon ZH im Alter von 16 bis 25 Jahren, die Unterstützung in allen Lebensbereichen benötigen – von Finanzen und Steuererklärung bis hin zu Partnerschaften und psychischen Belastungen.
Das Angebot ist niederschwellig, kostenlos und freiwillig. Die KlientInnen bestimmen selbst, was besprochen wird, welche Schritte unternommen werden und in welchem Umfang. Es besteht keinerlei Zwang.
Auch die Zeiten und der Ort sind flexibel: Gespräche können in einem Café, bei einem Spaziergang oder sogar zu Hause stattfinden. Termine sind morgens oder abends möglich – in Ausnahmefällen auch am Wochenende.
Wie sehen die Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung aus und gibt es Wichtiges zu beachten?
Unkompliziert: Einfach per Telefon oder E-Mail melden – das Wichtige klären wir im Gespräch.
Junge Erwachsene befinden sich in einer Lebensphase, die von schnellen Veränderungen und unsicheren Entscheidungen geprägt ist. Deshalb ist eine gewisse Bereitschaft und ein gewisses Commitment hilfreich,
um einen Prozess zu gestalten. Mit einem einzigen Termin lässt sich noch keine grosse Veränderung erreichen.
Zum Glück erstrecken sich die meisten Fälle über eine längere Phase und ermöglichen einen nachhaltigen Prozess.
Das Projekt läuft vorläufig bis 2026, danach entscheiden die Bezirksgemeinden über eine dauerhafte Fortführung. Wie schätzen Sie die Nachfrage ein? Reicht sie aus, damit «NextStep» bestehen bleibt?
Erfolg sollte nicht nur an der Grösse des Angebots gemessen werden. Es ist bereits ein Gewinn, wenn einzelne Fälle von Beistandschaft, Sozialhilfe oder sogar Suizid verhindert werden können. Dadurch wird die Lebensqualität gesteigert und gleichzeitig Kosten eingespart.
Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass es keine grossen Krisen mehr geben wird – wie etwa Corona – oder dass sich alle jungen Erwachsenen aus allen Milieus in einer sich ständig verändernden Welt ganz von selbst zurechtfinden. Es wird immer wieder Unterstützungsbedarf geben. Psychische Labilität nimmt zu, Lehrabbrüche und Orientierungslosigkeit sind nachweislich vorhanden. Deshalb braucht es eine Anlaufstelle, die diese Altersgruppe entwicklungsgerecht anspricht und begleitet. Andernfalls können sich die Schwierigkeiten später massiv verstärken. Ich habe natürlich keinen direkten Einfluss auf die Nachfrage, aber ich vermute, dass sich mit steigender Bekanntheit immer mehr junge Menschen melden werden.
Gibt es etwas, das Sie sich für die Zukunft wünschen? Auch in Bezug auf die Beratungsstelle?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Beratungsstelle ihre Reichweite und Bekanntheit weiter ausbaut, um noch mehr junge Erwachsene zu erreichen, die von diesem Angebot profitieren können.
Schliesslich hoffe ich, dass die Beratungsstelle weiterhin ausreichend Ressourcen erhält, um ihre wichtige Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Eine stabile finanzielle Unterstützung stellt sicher, dass die Qualität der Beratung hoch bleibt und neue Projekte initiiert werden können.
Zuletzt wünsche ich, dass junge Menschen, die einen schwierigen Start erlebt haben, ihren Weg finden und erfahren, wie sie wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden können.
M. S., Klient aus Bauma antwortet:
Was für Themen haben dich beschäftigt und wie konnte die Beratungsstelle dir weiterhelfen?
Lehrabbruch, Jobsuche, Freundschaft, Bewilligung und Führerschein.Was hat dir besonders am Angebot der Beratungsstelle zugesagt/gefallen?
Die schnelle, unkomplizierte und praktische Hilfe.Würdest du die Beratungsstelle Junge Erwachsene weiterempfehlen?
Ja. Sie hat mich motiviert, mir geholfen, meine Situation anders zu verstehen, und mein Selbstvertrauen gestärkt.Was für Tipps würdest du jemandem in deiner Situation weitergeben?
Zum Roni gehen und nicht verzweifeln.